Viele Anleger vertrauen auf den MSCI World als Basis für ihr ETF-Depot – zurecht: Die breite Streuung über rund 1.500 Unternehmen und 23 Industrieländer wirkt auf den ersten Blick solide. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich ein nicht zu unterschätzendes Risiko: Über 70 % der Indexgewichtung entfallen auf die USA.
In diesem Artikel erfahren Sie, was hinter dem sogenannten Klumpenrisiko steckt, welche Auswirkungen es auf Ihr Depot haben kann – und wie Sie mit einfachen Strategien für echte Diversifikation sorgen.
🧭 Was ist das Klumpenrisiko im MSCI World ETF?
"Vereinfacht gesagt, entsteht ein Klumpenrisiko dann, wenn du bei der Geldanlage alles auf eine Karte setzt", Comdirekt
Ein ETF auf den MSCI World suggeriert auf den ersten Blick eine ausgewogene, globale Streuung des Anlagekapitals über verschiedene Länder und Wirtschaftsräume hinweg. Bei genauerer Betrachtung der Indexzusammensetzung offenbart sich jedoch eine deutliche geografische Konzentration – tatsächlich liegt der US-Anteil bei über 70 %. Diese dominante Gewichtung bedeutet, dass Anleger, die ausschließlich in diesen Index investieren, ihr Portfolio stark vom Erfolg der US-amerikanischen Wirtschaft abhängig machen. Besonders auffällig ist dabei die massive Gewichtung großer Technologieunternehmen, allen voran Tech-Giganten wie Apple, Microsoft oder Nvidia, die einen erheblichen Teil des Indexvolumens ausmachen.
📊 Top-5 Länder im MSCI World Index (Stand: 30. April 2025)
Quelle: MSCI World Factsheet (Stand: 30. April 2025)
🔍 Fakt: 5 US-Konzerne machen bereits über 20 % des Index aus.
❗ Warum ist das ein Problem?
Ein Klumpenrisiko bezeichnet die übermäßige Konzentration von Vermögenswerten in bestimmten Regionen, Sektoren oder einzelnen Titeln. Im Fall des MSCI World ETF zeigt sich ein besonders gravierendes geografisches Klumpenrisiko: Über 70 % der Indexgewichtung entfallen auf die USA, während andere große Volkswirtschaften wie Japan, Deutschland oder China deutlich unterrepräsentiert sind oder gar nicht im Index enthalten sind (China ist als Schwellenland z. B. nicht im MSCI World, sondern im MSCI Emerging Markets enthalten).
🔍 Auswirkungen von Klumpenrisiken – das Beispiel USA im MSCI World:
Diese unbalancierte Struktur kann in wirtschaftlich stabilen Phasen der USA vorteilhaft erscheinen. Doch genau darin liegt die Gefahr: Die historische Performance des MSCI World war in den letzten Jahren stark von der Stärke der US-Technologiebranche geprägt. Sollte es dort zu Korrekturen kommen – etwa durch strengere Regulierung, geopolitische Spannungen oder Zinsänderungen – wirkt sich das überproportional auf das gesamte ETF-Portfolio aus.
📉 Was passiert, wenn die US-Börse fällt?
Ein Beispiel: Während der Corona-Krise im März 2020 verlor der S&P 500 rund 34 % binnen weniger Wochen – der MSCI World folgte mit einem Rückgang von über 30 %, obwohl andere Regionen weniger stark betroffen waren. Der hohe US-Anteil sorgte für eine fast synchrone Bewegung.
Auch in der Vergangenheit zeigte sich: Wer zu stark auf ein Land setzt, trägt ein erhöhtes systemisches Risiko. Anleger, die sich vermeintlich global aufstellen, laufen so Gefahr, von einem einzelnen Wirtschaftsraum zu abhängig zu sein – und genau das widerspricht dem Grundgedanken der Diversifikation.
Im nächsten Abschnitt zeigen wir Ihnen, wie Sie das Klumpenrisiko durch clevere Portfolioergänzungen gezielt reduzieren können – ohne dabei auf die Vorteile von ETFs zu verzichten.
✅ Was können Sie dagegen tun?
Das Klumpenrisiko im MSCI World lässt sich gezielt reduzieren – und zwar durch echte Diversifikation, die über die bloße Anzahl von Aktien hinausgeht. Entscheidend ist dabei, die geografische, sektorale und währungsbezogene Konzentration im Portfolio aktiv auszugleichen. Folgende Strategien haben sich in der Praxis bewährt:
🌍 1. Geografisch ergänzen – gezielt Regionen stärken
Ein erster Schritt ist die gezielte Beimischung von ETFs auf andere Regionen:
Durch diese Ergänzungen schaffen Sie ein geografisch robusteres Fundament und reduzieren die einseitige Abhängigkeit von der US-Konjunktur.
🏭 2. Sektorale Streuung – Abkehr vom Tech-Übergewicht
Ein zentrales Risiko des MSCI World liegt in der starken Dominanz des US-Technologiesektors: Allein Apple, Microsoft und Nvidia vereinen rund 15 % des Index auf sich – und gehören derselben Branche an. Um sich vor sektoralen Rückschlägen, etwa durch regulatorische Eingriffe oder Gewinnwarnungen im Tech-Sektor, zu schützen, sollten Anleger gezielt auf eine sektorale Streuung achten. Eine sogenannte Sektorrotation ermöglicht es, das Portfolio ausgewogener zu gestalten und zyklische Risiken zu verteilen.
🧬 Gesundheit – Stabilität in allen Marktphasen
Die Gesundheitsbranche gilt als defensiver Sektor mit geringerer Korrelation zu Konjunkturzyklen. Gerade in alternden Gesellschaften steigt die Nachfrage nach Pharma, Biotech und Medizintechnik langfristig weiter.
Beispiel-ETF:
iShares S&P 500 Health Care Sector UCITS ETF (ISIN: IE00B43HR379)
- TER: 0,15 %
- Replizierung: Physisch
- Währung: USD
⚡ Versorger & Infrastruktur – verlässliche Cashflows
Versorger bieten stabile Einnahmen durch regulierte Geschäftsmodelle. Auch Infrastruktur-ETFs – etwa mit Beteiligungen an Stromnetzen, Flughäfen oder Mautstraßen – sind ein bewährter Diversifikator.
Beispiel-ETF:
SPDR MSCI Europe Utilities UCITS ETF (ISIN: IE00BKWQ0P07)
- TER: 0,18 %
- Replizierung: Physisch
- Währung: EUR
🏗️ Industrie & Rohstoffe – zyklisches Gegengewicht
Der Industriesektor profitiert von globalem Wachstum, Infrastrukturinvestitionen und Innovation. Rohstoff-ETFs wiederum bieten Absicherung bei Inflation und geopolitischen Krisen.
Beispiel-ETF (Industrie):
Xtrackers MSCI World Industrials UCITS ETF (ISIN: IE00BM67HV82)
- TER: 0,25 %
- Replizierung: Physisch
- Währung: USD
💶 3. Währungsrisiken im Blick behalten – der oft unterschätzte Hebel
Viele Anleger unterschätzen, wie stark Wechselkursschwankungen die Rendite beeinflussen können – insbesondere bei einem globalen Portfolio mit starkem US-Bezug. Da der MSCI World über 70 % in US-Aktien investiert, sind europäische Investoren automatisch einem hohen US-Dollar-Risiko ausgesetzt. Steigt der Dollar, profitieren Euro-Anleger kurzfristig von Währungsgewinnen – fällt er, können selbst stabile Aktienmärkte real Verluste erzeugen, weil die Erträge in Euro deutlich schrumpfen.
🔁 Beispiel: Auswirkungen der EUR/USD-Entwicklung auf die Rendite
Der Unterschied: bis zu 10 Prozentpunkte jährlich, allein durch Wechselkursbewegungen.
🔐 Zwei Strategien, um das Währungsrisiko zu reduzieren:
**Währungsabgesicherte ETFs nutzen:**Viele Anbieter bieten sogenannte hedged Varianten ihrer Fonds an, z. B.:
- iShares MSCI World EUR Hedged UCITS ETF (ISIN: IE00B441G979)
- TER: 0,55 %
- Vorteil: Reduziert USD-Volatilität im Portfolio
- Währung: Euro
**Regionale ETFs in Euro wählen:**Wer bewusst in europäische Märkte investiert, reduziert das Dollar-Exposure automatisch:
- Amundi STOXX Europe 600 UCITS ETF (ISIN: LU0908500753)
- TER: 0,07 %
- Volle Euro-Exposure, keine Währungsrisiken
Währungsrisiken wirken oft erst in der Rückschau sichtbar – dann aber massiv. Eine bewusste Steuerung der Währungsstruktur im Portfolio ist daher kein Luxus, sondern ein zentraler Bestandteil moderner Vermögensallokation. Wer global investiert, sollte auch global absichern.
Im nächsten Abschnitt sehen wir, wie alternative Anlageklassen – etwa Venture Capital – zur weiteren Risikodiversifikation beitragen können.
💡 4. Alternative Anlageklassen einbeziehen – echte Diversifikation jenseits der Börse
Klassische Aktien-ETFs bieten Diversifikation – aber nur innerhalb der börsennotierten Welt. Gerade in volatilen oder überbewerteten Marktphasen lohnt der Blick auf alternative Anlageklassen, die unabhängig von den Bewegungen öffentlicher Märkte agieren. Besonders interessant: Venture Capital, Private Equity und Immobilienfonds, die langfristig attraktive Renditen bei niedriger Korrelation zu Aktien erzielen können.
📉 Warum Alternative Assets?
Quellen: MSCI, Cambridge Associates, Scope, Vanguard.
🚀 Zugang zu Venture Capital für Privatanleger – der iVC Venture Innovation Fund
Venture Capital war lange Zeit nur institutionellen Investoren vorbehalten. Der iVC Venture Innovation Fund ändert das: Er ist der erste VC-Dachfonds in Deutschland, der ab 10.000 € auch für Privatanleger zugänglich ist – vollständig digital und ohne Zeichnungshürden wie bei klassischen Beteiligungsmodellen.
Strukturierte Fondsdaten:
Durch die Struktur als Dachfonds profitieren Anleger doppelt: Zum einen durch das Know-how erfahrener VC-Fondsmanager, zum anderen durch eine breite Streuung über verschiedene Regionen, Branchen und Finanzierungsphasen – unabhängig von der Aktienmarktkonjunktur.
Alternative Anlagen wie Venture Capital können das Rendite-Risiko-Profil eines klassischen ETF-Portfolios deutlich verbessern – gerade in Phasen wirtschaftlicher Transformation und hoher Marktbewertungen. Im nächsten Schritt zeigen wir Ihnen, wie Sie mit einer klaren Allokationsstrategie die Bausteine sinnvoll kombinieren.

Samuel Gassauer
Gründer bei inVenture Capital
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