Errechnung der Renditeerwartung

Inhalt des Artikels

Einleitung

In Venture Capital zu investieren bedeutet, sein Geld für einen langen Zeitraum in die Hände eines Fondsmanagers zu geben. Diese nutzen das investiere Kapital, um sich gewinnbringend an jungen, außerbörslichen Unternehmen zu beteiligen.

Die Fondsmanager investieren nicht blind, sondern definieren im Vorfeld eine Anlagestrategie und ermitteln daraus mögliche Performance-Szenarien.

In diesem Beitrag erfährst Du:

  • Warum man den Ausgang eines Investments nicht verlässlich prognostizieren kann
  • Was eine Venture Capital Investition von traditionellen Anlageklassen unterscheidet
  • Wie diese Renditeprognosen berechnet werden
  • Warum das Fund Model einen wesentlichen Einfluss auf die Erfolgswahrscheinlichkeit des Venture Capital Fonds hat

Jede Art von Investition unterliegt einem Risiko. Bis zu einem gewissen Grad folgt die zu erwartende Rendite der Höhe des eingegangenen Risikos. Nichtsdestotrotz ist es bei keiner Art von Investition möglich, verlässlich vorherzusagen, wie sich einzelne Investitionen entwickeln werden - das gilt sowohl für Aktien, Anleihen, Immobilien als auch für Private Equity.

Aus diesem Grund wird mithilfe von Annahmen und mathematischen Modellen versucht, die Erfolgswahrscheinlichkeit der Einzelinvestitionen möglichst akkurat hervorzusagen und eine Diversifikationsstrategie daraus abzuleiten. Wie Venture Capital Fonds dabei vorgehen, erfährst Du im folgenden Artikel.

Normalverteilung vs. Pareto-Verteilung

Die konventionelle Strategie der Finanzportfolioverwaltung geht davon aus, dass Renditen von Vermögenswerten gemäß der Hypothese des effizienten Marktes normalverteilt sind und dass daher die große Mehrheit der Portfoliounternehmen seine Renditen gleichmäßig und glockenförmig um eine Mittelwert-Rendite verteilt.

Eine 148-jährige Stichprobenanalyse des S&P 500 entspricht in der Tat diesem Glockenkurveneffekt, bei dem der Modus des Portfolios mehr oder weniger seinem Mittelwert entspricht.

Auch wenn die Renditen normalverteilt sind, schließt dies Tailrisks nicht aus. Also Risiken, die äußerst unerwartet auftreten, aber wenn sie auftreten, verheerende Auswirkungen auf ein Portfolio haben. Dies ist der Grund, warum man über eine Vielzahl von Vermögenswerten (z.B. Anzahl an Unternehmen) investieren sollte.

Bei Venture Capital Investments sieht dies allerdings anders aus und wirkt auf den ersten Blick kontraintuitiv. Venture Capital ist ein Spiel der Home Runs, nicht der Mittelwerte. Das was bei normalverteilten Vermögenswerten als Tailrisk definiert wird, ist bei Venture Capital Investitionen der Normalfall – die Großzahl der Start-ups scheitert.

Venture Capital Renditen folgen nämlich weder auf Transaktionsebene noch auf Fondsebene einer Normalverteilung. Vielmehr folgen sie einer Pareto-Verteilung (auch bekannt als 80-20 Regel), bei der sich der Großteil der Renditen auf eine kleine Anzahl von Transaktionen bzw. Fonds konzentriert.

Die nachstehende Abbildung veranschaulicht den Unterschied zwischen einer Pareto-Verteilung und der Normalverteilung

Dies bedeutet nicht, dass man nicht diversifizieren sollte, sondern dass für die Art der Zusammenstellung von Venture Capital Portfolios andere Implikationen gelten.

Für die Zusammenstellung eines Venture Capital Portfolios ist absolut entscheidend, dass der Großteil der Fondsrendite von einer sehr geringen Anzahl an Portfoliounternehmen erwirtschaftet wird.

Dies hat zwei sehr wichtige Auswirkungen auf die Investitionsentscheidungen eines Venture Capital Gebers:

  1. Misslungene Investitionen spielen keine Rolle.
  2. Jede getätigte Investition muss das Potenzial haben, ein Home Run zu werden.

Modellierung der Renditeerwartungen

Die Anlagestrategie des Venture Capital Fonds bildet das Grundgerüst. Sie legt im Wesentlichen fest, in welche Geografien, Sektoren/Branche und Stages der entsprechende Fondsmanager investiert.

Auf Basis der Anlagestrategie und weiterer Informationen (z.B. Markterwartungen oder eigener Fähigkeiten) werden bestimmte Annahmen für die Inputfaktoren des Fund Models getroffen.

Beispiele für Annahmen können sein:

  • Blockchain Start-ups bergen ein größeres Risiko, haben aber auch deutlich höhere Renditepotenziale.
  • Pre-Seed Start-ups sind sehr riskant, besitzen aber im Gegenzug das größte Wachstumspotenzial.
  • Growth Stage Start-ups haben bereits die meisten Unternehmensrisiken mitigiert, haben auf der anderen Seite aber geringere Wachstumsaussichten

Auf Grundlage der Anlagestrategie und den weiteren Annahmen kann nun das Fund Model aufgebaut werden. Hier fließen u.a. folgenden Inputfaktoren mit ein:

  • Wie viele Investitionen sollen getätigt werden?
  • In welche Stages soll investiert werden?
  • Wieviel Kapital soll pro Unternehmen und pro Stage initial investiert werden?
  • Wieviel Prozent des Kapitals soll insgesamt initial investiert werden?
  • Wieviel Kapital soll für Folgeinvestitionen zurückgehalten werden?
  • Welche Dealkategorien gibt es (z.B. Loser, Drawer, Gainer, Winner, Home run)?
  • Wie hoch schätze ich die Rendite pro Dealkategorie ein?

Fazit

Es sollten keine Investitionsentscheidungen rein basierend auf dem Fund Model getroffen werden. Das Fund Model dient als Indikation und die zugrundeliegenden Annahmen sollten stets hinterfragt und mit eigenen Recherchen ergänzt werden.

Ebenfalls gibt es viele weitere Faktoren, die einer Kalkulation zugrunde gelegt werden können. Wesentlich für den Erfolg eines VC Portfolios sind z.B. die Qualität und Erfahrung der Gründerteams, das Markt-Timing oder auch die Größe des Marktes bzw. der Branche. Auch können z.B. sogenannte “Unfair Advantages” die Erfolgsaussichten deutlich erhöhen.

Bei inVenture durchlaufen die Venture Capital Fonds im Rahmen unserer Due Diligence einen mehrstufigen Selektionsprozess. Wir stehen im engen Austausch mit den Fondsmanagern und prüfen deren Konzept und Investitionsstrategie eingehend.

Wir bieten auf unserer Investment Plattform grundsätzlich nur mittelbare Investitionen in Venture Capital Fonds an, von deren Erfolgsaussichten wir selbst überzeugt sind.